Hola, wie man zur Begrüßung sagt, wo ich herkomme.

Hier, wo ich jetzt ansässig bin, drehen die den Gruß um und sagen Hallo!
Also hola oder hallo, wie ihr wollt…. Bin wieder da, euer Max, der Ibicenco-Podenco! Hatte doch versprochen, euch den zweiten Teil meiner Odyssee in mein jetztiges Zuhause zu erzählen. Entschuldigung, dass es eine Weile gedauert hat, aber wie ich schon zuvor schrieb, bin ich sooo beschäftigt.

Vor allen Dingen mit Gassi-gehen, was meine Familie immer sehr spannend gestaltet. Da wird getobt, Hunde geguckt und Kontakte geknüpft, natürlich andere müde rasen usw.! Auch ist es meistens sehr spannend, wenn ich meinen Futterbeutel, den Micha, mein Herrchen, phantastisch weit und hoch wirft, so dass ich die Möglichkeit habe, ihm zu zeigen, wie toll ich ihn aus der Luft fangen kann. Darin bin ich wirklich gut, ehrlich…! Es ist nämlich viel interessanter, sein Fresschen selbst zu erjagen, wirklich, dann schmeckt es noch besser. Danach bin ich natürlich erst mal müde, versteht sich, und muss schlafen…..

Hm, ihr merkt schon wie ich mich sträube, will einfach nicht mit dem zweiten Teil anfangen. Es macht mich einfach fertig, ganz, ganz traurig, daran auch nur zu denken. Aber ich will tapfer sein und es euch erzählen: Was geschah? Eigentlich nur ein Geräusch, was wir nur von fern kannten, jetzt aber ganz nah war. Was merkwürdig war, Mama geriet in Panik und spurtete knurrend entsetzlich schnell davon. Oh, oh, das bedeutete nichts Gutes, wir hatten schreckliche Angst, obwohl eigentlich nichts Schlimmes passierte. Aber erinnert euch, wir lebten schon einige Tage auf einer Terrasse, wo Mama uns hingeschleppt und wir nicht die vielen steilen Treppen runter konnten wegen unserer kurzen Beinchen. Dann sahen wir sie…..und versuchten uns hinter Blumentöpfen zu verstecken, weil Mama ja uns soviel Angst gezeigt hatte. Die Frau fasste uns aber gar nicht an, redete mit uns und…. wer hätte es gedacht, ging wieder. Mama war nicht zu sehen und uns war nichts Schlimmes passiert.

Dann…..die Frau kam wieder, beruhigte uns, aber kam nicht zu nah, so dass wir sie entfernt beobachten konnten. Sie stellte einen Teller mit gut riechenden Brocken und frisches Wasser hin. Ängstlich beäugten wir fünf alles, trauten uns aber nicht an so Fremdes. Die Frau zog sich zurück und schwups war Mama wieder da und die Frau beobachtete uns, aber von Weitem. Mama beschnupperte das Fressen und nahm zwei Happen, dann trauten wir uns auch, schlapp, war der Teller leer. Es gab aber sofort Nachschub. Mama ließ uns aber nicht an den Teller, bevor sie nicht probiert hatte. Selbst fraß sie sich aber nicht satt, sie überließ uns alles.

Und dann schleppte Mama uns einen nach dem anderen wieder in den Campo, wo wir uns ganz schnell unter das Buschwerk versteckten. Bis hierher war alles friedlich. Die Frau, die Mama Reh nannte und uns Nummer eins, das war ich, weil ich schon fast doppelt so groß wie die anderen war, meine Schwester, die 2, und die drei Brüder Nummer 3,4 und 5, kam nun zwei Tage lang und brachte uns dieses Futter mit Soße, immer frisches Wasser und überlistete uns, damit Mama auch fressen konnte. Unser Hunger war nämlich so groß, dass wir Mama nie etwas übrig ließen. Mama konnte die Frau, die Li genannt wurde, gut leiden und fraß auch manchmal direkt aus ihrer Hand. Uns störte Li nicht, wir gewöhnten uns an sie, aber wenn sie zu nah kam, hupps waren wir im Gebüsch. Das hatte uns Mama beigebracht. Verstecken war ja auch ein schönes Spiel. So ging es uns gut, wir schliefen viel in der Sonne, Li hatte uns weiche Decken ins Gebüsch gelegt für die ziemlich frischen Nächte, weil ja Winter war und uns nur am Tag die Sonne wärmte. Wir spielten, waren satt mit dicken Bäuchen und Mama war immer in der Nähe. Ach, wenn es doch so geblieben wäre…..Schluchz… ich muss schon wieder weinen, wenn ich an das Folgende denke.

Da kam ein Mann, der tat ganz freundlich, warf uns auch leckere Sachen hin, aber Mama hatte große Angst. Sie fraß nichts, also wir erst auch nicht. Jedoch rochen die Brocken so gut und unser Hunger war so groß, dass wir uns um die Leckerli balgten. Ein Fehler, den ich sehr bereute. Diese Unvorsichtigkeit war mein Verhängnis. Ich wurde grob gepackt und in ein Gerät geschmissen, autsch. Li wollte mich wieder-holen und diskutierte mit dem Mann. Später machte das Ding einen Höllenlärm und der Mann fuhr mit mir davon. Ich hatte nur noch Angst. Ausgeladen wurde ich in einem Gebiet, wo es entsetzlich stank, und zwar nach anderen Hunden…..ätzenden Gerüchen wie Pippi, Kot und totem Tier. Den Geruch kannte ich vom Campo her,von wo uns Mama weggeschleppt hatte. Ich kam in eine dunkle Kiste. Aber Fressen und Wasser bekam ich nicht, und kalt war es auch und ich hatte Sehnsucht nach meinen Geschwistern und der Wärme von Mama. Und draußen ……. da jaulten und kläfften unglaublich viele Hunde. Die Nacht war schrecklich und Furcht einflößend. Am nächsten Tag, oh Wunder, wurde ich aus der Kiste befreit und ihr glaubt es nicht, Mama und drei meiner Geschwister waren da, nur Nummer 5, mein kleiner Bruder fehlte.

Wir wurden, in einen Wald weitab von den anderen Hunden, die ich nachts gehört hatte, in ein altes Gemäuer ohne Türen auf den blanken Betonboden buggsiert. Davor war ein Stückchen blanke nasse Erde ohne Gras und drum herum ein hoher Zaun. Im stinkenden Haus stand eine Blechschüssel mit Wasser und dahinter lag etwas stinkendes Zeug, Stroh nannten sie es.

Trotzdem war ich einen Moment froh, Mama zu sehen und kuschelte mich an sie, die anderen auch. Mama war so verstört und traurig, wir auch und hatten nur noch Angst. Es war dort entsetzlich kalt und vor allem kroch uns die Feuchtigkeit in die Glieder. Kein Sonnenstrahl traf in diesen kalten dunklen Wald, wir froren schrecklich und wir verkrochen uns in das schon bepiselte Stroh. Am nächsten Tag, was glaubt ihr was wir hörten? Es war Li´s Stimme. Mama rannte nach draußen und wir hatten die Hoffnung, jetzt wird alles wieder gut, sie war ja so freundlich zu uns. Wir lugten vorsichtig hinter der Wasserschüssel hervor. Es war tatsächlich Li, sie brachte Nummer 5, dem es gar nicht gut ging. Jedoch stand auch dieser grobe Mann dabei und wir verkrümelten uns hinter die Wasserschüssel und Mama schlich enttäuscht zu uns, denn…… oh Schreck ……Li ging mit dem Grobian davon.

Was war passiert? Später erfuhr ich, dass Li uns gut unterbringen wollte bei einer Tierschützerin. Spanische Gesetze zwingen jedoch solche Vereine die Polizei einzuschalten und die bestellt den Hundefänger, der uns dann auch in sein Auffanglager für herrenlose Hunde brachte. Er bekommt 21 Tage Geld für Futter, danach darf er uns töten, wenn uns niemand herauskauft. Auch erfuhr ich, dass der Hundefänger am nächsten Tag mit einer Falle zum Campo kam, Nummer 3 mit einer Kette in der Falle anband und ganz hinterlistig die Decken von Li in die Falle legte, so dass Mama die Decken, die sie ja kannte, sah und meinem winselnden Bruder Nummer 3 trösten wollte. Die Falle ahnte sie nicht und so stand sie zu Stein erstart, als die Falle zuschlug. Meine Schwester, also Nummer 2 und meine Brüder Nummer 3 und 4 wurden mit dem Kächer eingefangen. Nur Nummer 5 hatte das Weite gesucht und war nicht aufzufinden. Dummerweise hatte Li nicht die leiseste Ahnung, wie es uns inzwischen ergangen war und brachte meinen Bruder einen Tag später, dem es aber schon da ziemlich schlecht ging. Das Gute war, dass Li sah, wie schlecht wir untergebracht waren, was letztlich unsere Rettung bedeutete.

So vegetierten wir dahin, bekamen fast nichts zu fressen, versanken in unserem eigenen Kot, froren und wen wundert es, wurden krank und immer schwächer, auch Mama, die ja von unserer Aufzucht schon so geschwächt war. Vom Spielen in der Sonne haben wir nur noch geträumt.Nun kann ich nicht mehr weiter erzählen. Von der Erinnerung an diese furchtbaren Erlebnisse wird mir sehr elend. Seid mir nicht böse, aber ich höre jetzt auf und wie wir die nächsten beiden Wochen überleben konnten, ist mir jetzt noch ein Rätsel. Aber wir haben,… davon mehr, wenn ich mich von meinen schlimmen Erinnerungen erholt habe. Also kurz und bündig Gruß

Max, der Ibicenco-Podenco