Que tal?

Que tal?

 
Entschuldigung, ab und an verfalle ich in die Wurzeln meines Ursprunglandes. Wollte fragen: Wie geht’s? Mir geht es wieder gut. Hatte kleine Malesse. Bin beim Toben blöd aus gerutscht, in so einer Ackerfurche mit dickem Stein. Konnte ich nicht sehen. Autsch, tat weh und ich musste humpeln, so was Unwürdiges. Aber Herrchen hat mich gleich verarzten lassen. Jetzt ist alles wieder in Ordnung.
Wollte euch ja erzählen von dem Tag, an dem alles anders wurde. Aber jetzt fällt mir ein, dass es noch einige Dinge gibt, die vorher geschahen. Zum Beispiel eine wichtige Sache, die ich noch gar nicht erwähnt habe. Wir wurden nämlich umgetauft. Ihr erinnert euch, zuerst hieß ich Nummer 1, meine Geschwister entsprechend Nummer 2, 3, 4 und 5. Nach einer Woche etwa in unserem neuen Zuhause beschlossen Li, Max und seine Schwester, die auch schon mal mit uns spielte, wenn die beiden anderen keine Zeit hatten, dass wir richtige Namen brauchten. Zwar hießen wir laut Europa-Impfpass, ja so ein Ausweisheft hatten wir, Trick, das war natürlich ich, Tick, Tack und Sunshine. Unsere Jungsnamen fanden alle zu einfach und so kamen sie bei mir auf Bodo. Ich war zufrieden. Nummer 2 war ja meine Schwester Sunshine und das blieb auch so, bzw. sagten alle Sunny, was auch super zu ihr passte. Nr. 4 wurde zu Juice, Nr. 5 war ja nicht mit nach Deutschland gekommen. Und Nr. 3, unser kleines Dummchen, nannte man Mexx.

Mexx war wirklich nicht so pfiffig. Ich glaube, dass er immer etwas ängstlicher war, wie wir anderen, weil er den Lockvogel spielen musste, damit Mama und die anderen in die Falle liefen. Ihr erinnert euch, der Hundefänger hatte die Decken, die Li uns in den Campo gebracht hatte, in eine große Falle, was ein riesiger Drahtkasten war, den man nicht als gefährlich erkennen konnte, gelegt und Nummer 3 darin angekettet. Gemein…wie? Er winselte natürlich nach Mama und sie wollte zu ihm, und da schnappte die Falle schon zu. Da hat Mexx bestimmt seinen seelischen Knacks bekommen, so ängstlich wie er nun war.

Jetzt habe ich wieder die schlimme Zeit im Gedächtnis, aber ganz verschwinden diese bösen Bilder nicht, ab und an sind sie da. Also nun hatten wir Namen, an die wir uns gewöhnen mussten. Aber das war ok! Nun kam Li eines Tages mit so komischen Bändern, die sie uns um den Hals band. Das war gar nicht angenehm, wollte es auch sofort abstreifen. Li hatte wohl damit gerechnet und das Band nicht zu fest, aber so, dass es nicht über den Kopf passte, zugemacht. He, was sollte denn das? Nun war ich damit beschäftigt, das Ding los zu werden. Die anderen ebenso, nur Mexx wehrte sich mal wieder nicht.

Das Nächste, was sich besserte, wir wurden nicht mehr zu dem Spezi zum Piksen bugsiert und der Durchfall wurde weniger. Nach und nach konnten wir richtige Häufchen in unsere Klokisten setzen, natürlich unsere Pippi auch. Nur Mexx piselte noch, wo er gerade stand. Z.B. wenn er wach wurde, ging er einen Schritt aus seiner Schlafkiste raus und ließ laufen. Li maulte ihn dann an und brachte ihn zur Klokiste, aber er begriff das einfach nicht. Was mir langsam aber auf den Wecker ging, war der Geruch und die Enge unserer Umgebung. Küche, Flur und Bad, ein bisschen wenig Platz für vier tobe süchtige Hundchen. Es wurde natürlich oft gelüftet aber trotzdem…..! Ab und zu durften wir auch in den Nebenraum. Da stand ein Sack, der roch gut. Ich hab ihn natürlich gleich entdeckt und untersucht. Da waren kleine Brocken drin, die prima schmeckten. Ganz anders als der dreimal tägliche Reis mit Hühnchen, Joghurt und komischem Pulver oben drauf. Aber Li scheuchte mich, durfte das noch nicht fressen. Erst viel später, als wir keinen Dünnpfiff mehr hatten, mischten sie uns nasses Hundefutter und auch die Brocken, Brekkies genannt, unter die übliche Portion Hühnchenreis. In dem Nebenraum war eine Glastür, und wisst ihr was, da konnte man doch tatsächlich nach draußen gucken. Wie gebannt starrte ich hinaus, viel zu sehen gab es zwar nicht, aber es sah aus als gäbe es dort mehr Platz und verwelktes Grün. Li öffnete zwar oft das Küchenfenster, aber puuuh, die Luft, die rein strömte, war so kalt, dass ich zittern musste. Daher wurde das Fenster auch bald wieder geschlossen. Li nahm mich manchmal auf den Arm und ich konnte aus dem Fenster schauen. Da sah ich Ähnliches wie nun an der Tür. Wäre gerne hinausgelaufen, aber irgendwie hatte ich auch Angst davor. Ihr seht, unser Alltag war zwar nicht berückend, aber wir wurden umsorgt, mit Spielsachen zum drum Raufen, Zerren, Knabbern und Reißen bestückt. Es ging uns immer besser und wir hätten glücklich sein müssen, dass die furchtbare Zeit hinter uns lag. Aber die Sehnsucht nach mehr Bewegung und Freiheit, wie wir sie im Campo hatten, saß tief in uns drin. Das war schon eine Ewigkeit her. Aber jammern war nicht, und so jung wie wir waren, wurde erwartungsvoll in die Zukunft gehechelt.

Von der dann das nächste Mal, es grüßt euch euer Max, der Ibicenco-Podenco