Wahnsinnige Sehnsucht

Letztes Mal habe ich ja erzählt, wie so unser Alltag in der Enge der uns zur Verfügung stehenden Räume ablief und ich so wahnsinnige Sehnsucht nach mehr Freiheit hatte, das heißt, ich wollte mich bewegen können, mal richtig laufen, rennen, toben.


Bis jetzt waren da immer direkt Wände, durch die Türen durften wir nicht. Und da war ja die Glastür, durch die ich raus schauen konnte, was meine Neugier und meinen Drang nach draußen sehr verstärkte. Ja, und nun passiert etwas. Li kam eines Tages mit einem komischen Gespann, welches sie versuchte, mir umzuschnallen. So etwas wollte ich nicht, was sollte das denn, also war erst mal wehren angesagt. Aber wie das so ist, die Spezis haben immer so Tricks drauf und außerdem viel mehr Kraft, wie ich armes Hundebaby.

Hätte ich natürlich gewusst, was dieses Zeug um meine Vorderpfoten und Brust bedeutete, hätte ich mich natürlich nicht so gewehrt. Li befestigte nämlich an dem Ding oben eine lange Leine, nahm mich mit zur Glastür und machte sie tatsächlich auf. Wuff, da staunte ich aber, ich konnte es gar nicht glauben, frische Luft umwedelte mich. Huch, dass war aber kalt!!! Gleich wich ich zwei Schritte zurück, aber auch wieder einen vor, ich wollte ja raus, hoffentlich ging die Tür nicht wieder zu. Jedoch hatte ich auch Angst, was erwartete mich da. Es ging zwei Stufen runter. Vorsichtig tapste ich vorwärts, Li stand schon draußen und beobachtete mich, also vorwärts, vorwärts, vorwärts, Li war ja da, sie wird mich ja beschützen. Ich war zwischen Erwartung und Angst hin und her gerissen. Wenn es doch nicht so saukalt wäre. Ich sah mich langsam um, vor mir lag eine Holzterrasse, mit Geländer drum. Huch kalt! Aber tapfer folgte ich an der langen Leine Li. Die ging eine Treppe hinunter, ich hinterher. Aber hoppla, die Stufen waren sehr hoch, fast höher als ich, – geschafft. Wisst ihr was, ich stand da wirklich auf einer Wiese, toll! Ich wäre auch glücklich gewesen, wenn es nicht so bitter kalt gewesen wäre. Die Wiese war nicht so groß, und wenn ich nicht aufpasste, ging es an den Rändern steil abwärts, also blieb ich schön oben. Die Leine war so lang, dass ich die ganze Wiese umlaufen und überall schnüffeln konnte.

Da, den Geruch kannte ich doch vom Campo, das miefte sehr nach Katze, die Viecher, die uns immer das Futter wegmampften, pfui. Aber es roch auch nach Hund. Erwartungsvoll lugte ich umher, aber weit und breit kein Hund auszumachen. Li ließ mir Zeit alles zu untersuchen, aber als ich unlustig rumstand, weil ich so fror, rupfte Li an der Leine und ging vor, um mir den Weg zurück zur Glastür zu zeigen, wieder die hohen Stufen hinauf, upps brauchte alle Kraft, um rauf zu hopsen, richtig anstrengend, war ja gar nicht mehr gewöhnt, im Gelände rumzurennen. War auch ehrlich gesagt wieder froh hinter die Glastür zu kommen, da war es nämlich warm.

Danach schaute ich zu, wie Li meine Geschwister mit dem Gestell versah und sie einzeln rausbrachte. die hatten aber viel mehr Angst als ich, besonders Mexx. Ich war nicht besorgt, als einer nach dem andern fehlte, wusste ja, was sie da draußen erwartete. Also das war der Moment, den ich so heiß erwartet hatte. Jedoch hatte ich mir das Draußen mehr wie den Campo vorgestellt und nicht so furchtbar kalt. Und mein Bewegungsdrang war im wahrsten Sinn des Wortes abgekühlt. Aber ich war zumindest mal draußen gewesen und das war eine Abwechslung und alles kann man eben nicht haben. Vielleicht, so hatte ich die Hoffnung, macht Li das mal öfter mit uns. Dann wollte ich viel mutiger sein, nahm ich mir zumindest vor. Wie das dann geschah, berichte ich ein andermal.

Also bis dann, euer Max, der Ibicenco Podenco